Braunkohle wird im Tagebau mit modernen Großgeräten gefördert. Die Gewinnung erfolgt in mehreren Abschnitten: dem Abtragen der oberen fruchtbaren Bodenschichten, danach der als Abraum bezeichneten weiteren Bodenmassen, der eigentlichen Gewinnung und der abschließenden Verfüllung. An diese schließt sich die Wiedernutzbarmachung und Rekultivierung an.
Das Produkt Braunkohle
Der Ursprung der Braunkohle geht auf die Pflanzenwelt und die vor Millionen Jahren entstandenen Torfmoore zurück, die im Lauf der Erdgeschichte mehrfach von Meeres- und Flussablagerungen, wie Sand oder Kies, überdeckt wurden. Die Hauptepoche der Braunkohleentstehung ist die Mitte des Tertiärs, das Miozän. Braunkohle ist dabei nicht gleich Braunkohle. Sie unterscheidet sich je nach Abbaugebiet und Flöz in ihrer chemischen Zusammensetzung. Im Durchschnitt setzt sich die Rohbraunkohle aus 40 Prozent Reinkohlegehalt sowie 55 Prozent Wasser und fünf Prozent Asche zusammen. Die wasser- und aschefreie Reinkohle besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff. Von den äußeren Eigenschaften ausgehend wird zwischen Weichbraunkohle, Hartbraunkohle, Mattbraunkohle und Glanzbraunkohle unterschieden. Die Braunkohleindustrie unterscheidet die Braunkohle auch nach ihren technischen Eigenschaften, zum Beispiel in Kesselkohle, die in den Kraftwerken verstromt wird, oder Brikettierkohle, aus denen Braunkohlebriketts entstehen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenDie Gewinnung der Braunkohle
Noch vor Beginn jeglicher Fördertätigkeiten steht zu Beginn die Genehmigung. Diese erfolgt auf einer umfassenden rechtlichen Basis, maßgeblich dem Bundesberggesetz, nach Prüfung der energiewirtschaftlichen Notwendigkeit und unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit. Der eigentliche Gewinnungsprozess beginnt nach der Vorbereitung der Fläche mit dem Abtragen der fruchtbaren oberen Bodenschicht. Schaufelradbagger gewinnen diese selektiv und setzen sie sogleich oder später für die Wiedernutzbarmachung ein.
Die Tagebaugroßgeräte tragen im nächsten Schritt die als Abraum bezeichneten Deckgebirgsmassen, bestehend aus Kiesen, Sanden und Tonen ab, um die Braunkohle freizulegen. Förderbänder oder Werksbahnen transportieren letztlich die gewonnene Kohle zum nahegelegenen Kraftwerk oder Veredlungsbetrieb. Abschließend wird der Abraum in den Tagebaubereichen, in denen die Kohle bereits gewonnen wurde, zu sogenannten Tagebau- oder Innenkippen verkippt.
Der Abraum und die Kohle werden im Tagebaubetrieb in der Regel gleichzeitig gefördert. Tiefe Tagebaue sind hierfür terrassenförmig angelegt und absteigend in Arbeitsebenen, den Sohlen, unterteilt. Während auf den oberen Sohlen der Abraum abgebaggert wird, wird auf den unteren Sohlen gleichzeitig die Kohle gefördert.
Das Spannungsfeld
Tagebau & Region
Die Gewinnung von Braunkohle im Tagebaubetrieb erfordert einen hohen Flächenbedarf. Dieser steht in Konkurrenz zu bestehenden Nutzungen. Der größte Teil der bergbaulich in Anspruch genommenen Flächen sind Landwirtschafts‑, in einigen Fällen auch Forstwirtschaftsflächen. Darüber hinaus liegen in den Abbaufeldern Siedlungen, gewerbliche Nutzungen, Verkehrswege und Gewässer, die im Zuge des Tagebaufortschritts verlegt werden müssen. In den landesplanerischen und bergrechtlichen Genehmigungsverfahren erfolgt ein Ausgleich zwischen den energiewirtschaftlichen, sozialen, technischen und umweltbezogenen Interessen. Dabei wird über die konkreten Rahmenbedingungen entschieden, unter denen die spätere Braunkohlegewinnung erfolgt. Allgemein gilt sowohl bei der Planung als auch dem Betrieb von Braunkohletagebauen der Grundsatz, die Belastungen zu minimieren und den Nutzen bzw. den bei unvermeidbaren Eingriffen erforderlichen Ausgleich zu optimieren.
Innovationen in
der Braunkohleindustrie
Aufgrund ihrer langen Geschichte war die Gewinnung und die Verstromung von Braunkohle von zahlreichen Innovationen geprägt, wie beispielsweise die Erfindung der Abraumförderbrücken (AFB) oder die Einführung neuer Kraftwerkstechnologien wie der Bau von sogenannten BoA-Blöcken (Braunkohlekraftwerken mit optimierter Anlagentechnik). Mit dem gesetzlich beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung forschen die Unternehmen an ihren Standorten zur Zukunft der Energieversorgung und entwickeln hierfür neue Technologien sowie Lösungen. Im Rheinischen Revier betreibt RWE das Innovationszentrum am Kraftwerksstandort Niederaußem. Hier wird unter anderem zur rohstofflichen Nutzung von Kohlendioxid geforscht. In der Lausitz entwickelt die LEAG im Rahmen ihrer GigawattFactory-Strategie unter anderem Technologien und Einsatzstrategie zur Speicherung erneuerbarer Energien in Großbatterien. Die MCR Lausitz, ein LEAG-Unternehmen, arbeitet an neuen Instandhaltungslösungen, wie 3‑D Reparaturdruckverfahren mittels Schweißtechnik. In Mitteldeutschland beteiligt sich die MIBRAG über verschiedenen Tochterunternehmen an unterschieldichen Projekten zur Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien. Auch in der stofflichen Verwertung der Braunkohle wird weiterhin Forschung betrieben. So passt ROMONTA seine Wachse stetig an die unterschiedlichsten Anwendungsanforderungen an.